In unserem Artikel über Küchenmesser erfahren Sie alles über den richtigen Gebrauch von Wetzstahl und Messerschärfern und die besten Aufbewahrungsmöglichkeiten für Ihre Schneidegeräte.
Die unterschiedlichen Fertigungsmethoden
Martin Nørgård Rasmussen, Produkt- und Brandmanager bei SCANPAN, erklärt im Folgenden die verschiedenen Produktionsmethoden und worin sie sich unterscheiden:
„Messerklingen werden entweder gestanzt oder geschmiedet. Dabei liegt der eigentliche Unterschied des fertigen Produktes im Gewicht bzw. der Stärke der Klinge. Schärfe, Rostbeständigkeit und Stahlart/Legierung sind bei beiden Fertigungsverfahren qualitativ gleich. Je nach Designwunsch lassen sich die unterschiedlichsten Stahlsorten zu gestanzten oder geschmiedeten Messern verarbeiten. Preislich variieren die Schneidewerkzeuge letzten Endes aufgrund der Qualität der Stahlsorte.“, erklärt Rasmussen.
Doch sehen wir uns nun die Produktionsmethoden im Einzelnen an:
Messer aus gestanztem Stahl
„Gestanzte Stahlklingen werden aus einer Bandstahlrolle, einem sogenannten Coil gefertigt. Das Stahlband, aus dem der Klingenrohling ausgestanzt wird, hat eine bestimmt definierte Stärke. Durch die Stanzung ergibt sich die Grundform des Messers. Gestanzte Messer sind kropflose Messer, d. h. dass das Klingenblatt flach in den Griffbereich übergeht. Diese durch das Heft gehende Verlängerung der Klinge bezeichnet man als Erl oder Angel. Wichtig ist, dass der Erl nach dem Stanzen gelocht wird, um später den Griff befestigen zu können.“, erklärt Martin Nørgård Rasmussen.
Der Griff kann als Kunststoffguss bzw. als zusammengenietetes Holz- oder Kunststoffstück befestigt werden. Alternativ lässt er sich auch mit einer nahezu unsichtbaren Schweißnaht an einen Stahlgriff schweißen.
„Vor dem Anbringen des Griffs erfolgt der Flächenschliff der beiden Seiten. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Klinge einen gleichmäßigen balligen Schliff bekommt, sodass sie sich zur Schneide hin verjüngt. Die typische Dicke einer gestanzten Klinge liegt zwischen 1,3 mm und 2,0 mm“, fügt Rasmussen erklärend hinzu.
Messer aus geschmiedetem Stahl
Zu Messern aus geschmiedetem Stahl erklärt der Produktexperte Folgendes:
„Geschmiedete Küchenmesser werden aus einem durchgehenden Stück Stahl gefertigt. Dabei ist die Stahlsorte im Prinzip die gleiche, die auch für gestanzte Messer verwendet wird. Beim traditionellen Schmieden wird der Stahlrohling zunächst bis zur Rotglut erhitzt. Anschließend wird er mit einem Fallhammer in eine Negativform geschlagen, wodurch er seine Grundform erhält. In weiteren Fertigungsschritten wird der so entstandene Rohling veredelt und geschliffen."
Rasmussen fährt fort:
„Normalerweise werden die Klinge, der Kropf (der Übergang zwischen Klinge und Griff) und der Kern des Griffs in einem Stück geschmiedet, das dann wie bei gestanzten Messern gehärtet wird.
Nach dem Härten erfolgt der Formschliff des Kropfes und der Seiten. Zum Schluss bekommt das fast fertige Messer seinen Griff. Dieser besteht in der Regel aus Kunststoff, der über den Erl gespritzt wird. Eine weitere Verarbeitungsform ist das Vernieten und das Ummanteln mit Kunststoff.“
Rasmussen fügt abschließend hinzu:
„Aus einem Stück geschmiedete Messer sind überaus stabil. In der Regel haben sie ein höheres Eigengewicht als gestanzte Messer, da der Stahlanteil höher ist.
Die übliche Blattdicke für geschmiedeten Stahl beträgt 1,7 mm bis 3,0 mm."
Bevorzugen Sie eher leichte oder schwere Messer?
Gestanzte Messer sind wesentlich leichter als geschmiedete Messer. Einige Nutzer sehen darin einen Vorteil, da die Klinge in der Regel schlanker und flexibler ist und einfacher durch feste Zutaten (z. B. einen Kohlkopf) schneidet. Zudem ermöglichen diese Messer ein längeres ermüdungsfreies Arbeiten. Letzten Endes sind gestanzte Messer günstiger, da der Fertigungsprozess einfacher gehalten ist.
Der Herstellungsprozess eines geschmiedeten Messers ist zeit- und arbeitsintensiver, weswegen diese Messer generell teurer sind. Aufgrund der typischerweise dickeren und schwereren Klinge haben diese Messer ein höheres Gewicht. Bei geschmiedeten Messern, wie beispielsweise denen aus der SCANPAN Classic und Classic Steel-Serie, merkt man bereits beim ersten Handgriff, dass man ein robustes Produkt in Händen hält, welches für anspruchsvolle Schneidearbeiten ausgelegt ist.
Gestanzt oder geschmiedet? Die Vor- und Nachteile im Überblick
Damit Sie sich für ein Messer entscheiden, an dem Sie lange Zeit Spaß und Freude beim Kochen haben, fasst Martin Nørgård Rasmussens die Vor- und Nachteile der verschiedenen Messerarten noch einmal zusammen:
„Gestanzte Messer weisen aufgrund ihrer leichteren und dünneren Klinge eine geringere Bruchfestigkeit auf. Wenn der Griff angeschweißt ist, besteht die Gefahr eines Bruchs im Bereich der Schweißnaht, was aber nur sehr selten vorkommt.", erklärt Rasmussen und fährt fort: „Wenn der Preis das ausschlaggebende Kriterium ist, liegt ein gestanztes Messer weit vorne, denn die Herstellung ist wesentlich günstiger als bei geschmiedeten Messern. “
Zu geschmiedeten Messer fasst er zusammen:
„Diese Messer sind grundsätzlich schwerer und haben eine hohe Bruchfestigkeit. Sie sind von ihrer Verarbeitung deutlich hochwertiger, nicht zuletzt weil sie in vielen aufwendigen Arbeitsschritten hergestellt werden. Daher liegt ihr Preis auch deutlich über dem von gestanzten Messern.“
Abschließend bemerkt Rasmussens:
„Grundsätzlich kann man nicht sagen, dass eine Produktionsmethode besser ist als eine andere. Ob ein geschmiedetes Messer besser oder schlechter ist als ein gestanztes, hängt von vielen Faktoren ab."
Neben den unzähligen fachlichen Informationen ist vor allem eines entscheidend: die persönlichen Vorlieben. Manche Menschen arbeiten lieber mit einem leichten Messer, andere müssen eine gewisse Schwere des Messers fühlen, damit ihnen die Arbeit leicht von der Hand geht. Jeder muss letzten Endes für sich herausfinden, mit welchem Messer er sich bei der täglichen Arbeit in der Küche am wohlsten fühlt.